Jahresgruß 2024/25
Vorab zwei Angebote:
1. Rundreise durch Armenien vom 7. bis 19. Juni 2025 (Reiseprogramm);
2. Rundreise durch Georgien vom 3. bis 17. September 2025;
Interessenten schicke ich gern das Reiseprogramm zu.
Liebe Freundinnen und Freunde des Literarischen Salons und der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft, sehr geehrte Damen und Herren!
Neben einem gesunden Neuem Jahr wünsche ich uns allen Frieden, Frieden, Frieden!, einen Sieg der Ukraine, Sicherheit in Gaza und Stabilität in Syrien! Wie können wir Georgien in seinem verzweifelten Kampf für Demokratie und Zugehörigkeit zu Europa unterstützen????
Der Schnitter, der auf dem Bild von Ralf Kerbach im Salon zu sehen ist, hat auch im Jahr 2024 geerntet: am 18. Februar starb die Dichterin Elke Erb, am 5. Februar die Fotografin Helga Paris. Mit beiden war ich ein halbes Jahrhundert lang eng befreundet. Helga Paris dokumentierte die Wohnungslesungen seit Beginn der 80er Jahre und unzählige Künstlerfeste, Elke Erb war eine Art Mentorin für die damals neue Dichtergeneration, die in der Halböffentlichkeit der Schönfließer Straße ihre Arbeiten vorstellen konnte. Neben der persönlichen Freundschaft bis ins hohe Alter unterstützte mich Elke Erb mit ihrer feinen Redaktion meiner Nachdichtungen.
Dank der Hilfe vieler Freunde ist es mir gelungen, zu seinem 100. Geburtstag beim Lukas Verlag das Buch „Bulat Okudschawa: Mein Jahrhundert. Lieder und Gedichte“ herauszugeben. Es folgten mehr als 20 Konzerte in Berlin, Dresden, Naumburg, Heringsdorf, Stralsund, Neustrelitz, Halle, Weimar. Besondere Höhepunkte waren die Buchvorstellung auf der Leipziger Buchmesse zusammen mit Wolf Biermann, der Salon „Bulat 100“ am 5. Mai und der gemeinsame Auftritt mit Lena Zhemkova, der Gründerin und Geschäftsführerin von Memorial International, bei der Bundeszentrale für Politische Bildung in Bad Urach und bei Gert Weisskirchen in Wiesloch.
Im Januar feierten wir im Kino Krokodil mit einer Installation von Gabriel Hageni und einer Filmvorführung den 100. Geburtstag des legendären Regisseurs Sergej Paradschanow. Ich sang für ihn „Im Himmel“ Okudschawas Lied über Wolodja Wyssozki, das er kurz vor seinem Tod immerzu von mir hören wollte.
Es gab in diesem Jahr Salons zu dem Buch „Das Lächeln des Dionysos“ von Konstantine Gamsachurdia, übersetzt und vorgestellt, u. a. mit Klaviermusik, von seinem Urenkeln Swiad und Demetre; zu „Geheimnis der Rückkehr“ von Stephan Wackwitz mit den Jazzmusikerinnen Celine Voccia und Silke Eberhard; einen Salon für Helga Paris und Elke Erb mit Brigitte Struzyk, Steffen Popp, Joachim Hildebrandt und Peter Wawerzinek; einen großartigen Abend mit dem chinesischen Autor Liao Yiwu; die Vorstellung der Ulbricht-Biografie mit Ilko Kowalczuk - Jörg Miegel blies dazu Jazz-Improvisationen zu Arbeiterliedern auf dem Saxophon. Weitere Salons gab es mit Katja Lange und ihrem Buch „Unser Ole“, assistiert von Christian Ernst am Klavier. Der letzte Salon in diesem Jahr war mit der Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch, Professor Heinrich Kirschbaum, Markus Meckel, Ina Rumiantseva und der Sängerin Valeryia Dele den politischen Gefangenen in Belarus gewidmet. Ich empfehle allen die fünf Bücher von Swetlana Alexijewitsch und speziell zum Thema des Salons das von Cordelia Dvorak herausgegebene Buch „Zeugnisse inhaftierter Frauen“.
Eine schöne Würdigung meiner Arbeit war für mich die Podiumsdiskussion im Nietzsche Zentrum meiner Heimatstadt Naumburg mit dem Staatsminister Rainer Robra und dem Naumburger Oberbürgermeister Armin Müller. Thema war: „Kunst und Literatur des Underground in der DDR und ihre Bedeutung für die friedliche Revolution“. Bis heute bin ich gelegentlich als „Singender Zeitzeuge der DDR-Geschichte“ bei Schülergruppen und Berlin-Besuchern angefragt. Zum Jahrestag der Maueröffnung und dem Jubiläum der Stiftung Friedliche Revolution konnte ich in der Nikolaikirche in Leipzig am Harmonium drei Lieder von Wolf Biermann singen.
Anlässlich der Eröffnung einer Fotoausstellung mit Stadtansichten der Stadt Dorpat (Tartu) im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg, konnte ich Anfang November im Brömsehaus (Haus der Deutschbalten) einen Vortrag über die Geschichte des Lehrerinstituts in Dorpat halten, das von 1865 bis 1889 von meinem Urgroßvater geleitet wurde. Eine Mappe mit 65 Originalfotos des Fotoateliers Carl Schultz aus dem Jahre 1889 hatten Flucht und Vertreibung überlebt und waren von mir an das Herder Institut Marburg übergeben worden. Zum Thema Baltikum wird es im nächsten Jahr einen Salon und vielleicht auch eine Reise geben.
Meine Tschetschenienarbeit beschränkt sich seit langem auf die Unterstützung Geflüchteter bei sozialen Problemen, in Krankheitsfällen und bei Problemen mit der Berliner Verwaltung, die in manchen Stadtbezirken in so miserablen Zustand ist, dass Anträge bei JobCentern und Familienkassen monatelang nicht beschieden werden, was die Familien in große Bedrängnis bringt. Ohne entsprechende Bescheide wird die Miete nicht gezahlt, gibt es keine Krankenversicherung und natürlich auch keine Mittel für den Lebensunterhalt.
Es gab auch in diesem Jahr eine wunderbare Rundreise mit 22 Freunden durch Georgien. Entsetzlich ist die Vorstellung, dass die Kritiker des Iwanischwili-Regimes irgendwann nicht mehr einreisen dürfen oder bei ihrer Einreise mit Verhaftung rechnen müssen. Zur Unterstützung der demokratischen Kräfte in Georgien gab es zahlreiche Demonstrationen und Veranstaltungen, z. B. konnte ich gemeinsam mit der Maecenata-Stiftung und der Katholischen Akademie den Abend „Poesie und Politik in Georgien“ organisieren, u. a. mit der Autorin Iunona Guruli, mit Dr. Zaal Andronikashili (Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung), Prof. Udo Steinbach (Maecenata Stiftung) und Katrin Visse (Katholische Akademie). Am Tag zuvor war der Dichter Swiad Ratiani bei Demonstrationen in Tbilissi verhaftet und misshandelt worden. Wir zeigten ein Video von 2009, wo er vor einer ähnlich großen Menschenmenge sein bis heute aktuelles Gedicht „ Das Negative zwanzig Jahre danach“ rezitierte.
Ich danke allen, die meine Arbeit mit Spenden unterstützt haben, besonders Max Dehmel und Veit Feger. Leider bin ich nach wie vor auf Spenden angewiesen! Gerne lade ich zur Mitgliedschaft in der DKG ein: www.d-k-g.de
Kommen Sie, kommt alle gesund ins neue Jahr!
Ekke Maaß, Vorsitzender
Hinweise auf Veröffentlichungen
Susanna Harutyunyan, Raben vor Noah, übersetzt von Susanna Yeghoyan, Edition Europastraße 2023, Rezension Tessa Hoffmann
Roy Knocke, Meinolf Arens (Hrsg), Angesichts neuer Gewalt, Ausgewählte Beispiele aus der Ukraine, dem südöstlichen Europa und dem Kaukasus, Lepsiushaus Potsdam, 2022
Aschot Hayruni, Im Einsatz für das bedrohte Volk Armenien. Johannes Lepsius und seinem Mission, Verlag der SUJ, Jerewan 2019
Am 8. Oktober 2022 wurde in ZDFinfo die Trilogie „Pulverfass Kaukasus“ ausgestrahlt, drei Filme zum Thema Georgien, Tschetschenien und Armenien, an deren Entstehung die DKG beteiligt war. www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/pulverfass-kaukasus-100
Die von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa geförderte Ausstellung "fluchtzeiten - 25 jahre Deutsch-Kaukasische Gesellschaft" und das dazugehörige Buch beschreiben die wichtigsten politischen, humanitären, interkulturellen und literarischen Projekte und die Flüchtlingsarbeit der Gesellschaft. Sie zeigen u. a. die Kontinuität der Putinschen Politik vom Krieg in Tschetchenien, dem Einmarsch in Georgien, der Annexion der Krim bis zum Krieg in der Ukraine und sind hoch aktuell. Ausstellung und Buch können bei der DKG angefragt werden.
Ekkehard Maaß, fluchtzeiten - 25 Jahre Deutsch-Kaukasische Gesellschaft, Lukas Verlag 2022
https://www.lukasverlag.com/programm/titel/575-fluchtzeiten.html
Daniel Zander, Der Völkermord des Zaren - Russlands Krieg gegen die Tscherkessen im Kaukasus, Books on Demand, Norderstedt 2022
Sabine Adler, Die Ukraine und wir, Links Verlag 2022
E. Maaß, Statement zum Verbot von Memorial und dem Krieg in der Ukraine bei der Bundeszentrale für politische Bildung
https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/345509/russlands-rueckfall-in-finsterste-zeiten/
E. Maaß, Interview mit dem Ministerpräsidenten der tschetschenischen Exilregierung Achmed Sakajew
https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/508066/russland-wird-sich-nach-putin-aendern/
Mitgliederversammlung und Vorstandswahl
Am 27. März 2022 wurde auf der ordentlichen Mitgliederversammlung ein neuer Vorstand gewählt. Ihm gehören an:
Rakhman Duschuev, Nino Kapanadze, Ekkehard Maaß und Nino Ushikishvili.
Mit der Präsentation der Ausstellung „fluchtzeiten“ und des gleichnamigen Buches von Ekkehard Maaß wurde dabei der 25. Jahrestag der Gesellschaft und der 70. Geburtstag des Vorsitzenden gewürdigt. Bundesminister Cem Özdemir hielt ein Grußwort und übernahm die Schirmherrschaft über die Gesellschaft. An der Podiumsdiskussion "Der Krieg in der Ukraine - Tschetschenen auf beiden Seiten der Front", moderiert von Holger Kulick, nahm u. a. der Ministerpräsident der tschetschenischen Exilregierung, Achmed Zakaev, teil.
Unterstützung im Asylverfahren und bei der sozialen Integration