Lipkhan Bazaeva

„In der Sprache Goethes betrügt Putin den Westen, in der Sprache Puschkins tötet er das tschetschenische Volk!“

Lipkhan Bazaeva wurde 1949 in Ostkasachstan geboren, wie alle Tschetschenen in der Verbannung. 1957 kehrte die Familie nach Tschetschenien zurück und lebte in Jermolovka.

Lipkhan Bazaeva studierte Philologie an der Lomonossow-Universität, Moskau, und schloss ihr Studium mit einer Dissertation über Bilinguistik ab. Bis zum Beginn des Ersten Tschetschenienkrieges lehrte sie Russische Sprache und Literatur an der Universität Grozny.

Mit Beginn des Krieges organisierte Lipkhan Bazaeva Antikriegsdemonstrationen, nahm an Friedensmärschen teil und half russischen Müttern, heimlich ihre Söhne von der Front zu holen.

1996 wurde ihr Bruder Chamad Kurbanov bei dem Attentat auf den ersten tschetschenischen Präsidenten Dshochar Dudaev, dessen enger Vertrauter er war, getötet.

Ein anderer Bruder wurde in dem berüchtigten russischen Filtrationslager Tschernokossovo so gefoltert, dass er bis heute an den Folgen leidet.

Zwischen den Kriegen, unter dem Präsidenten Aslan Maschadow, arbeitete sie im tschetschenischen Außenministerium. Maschadows Konzessionen an islamistische Kräfte erkannte sie als Gefährdung der tschetschenischen Traditionen und des traditionellen tschetschenischen Islam. 1998 setzt sie sich erfolgreich durch, als die Wachen des Ministeriums von ihr verlangten, ein gelbes Kopftuch zu tragen.

1999 gründete sie die „Union tschetschenischer Frauen Itschkeria“ und eine Landwirtschaftskooperative. Doch die heftigen Bombardierungen zwangen sie zur Flucht.

Im Oktober 1999 erlebte sie, wie bei Otschkhoi Martan eine aus mehr als 1.000 Autos bestehende Flüchtlingskolonne eingeschlossen und Stunden lang mit Raketen beschossen wurde. Wegen dieses Angriffs auf wehrlose Flüchtlinge erhob Lipkhan Bazaeva Klage beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg gegen Russland.

Lipkhan Bazaeva gründete in der Nachbarrepublik Inguschetien mit tschetschenischen Flüchtlingen erneut eine Farm. Dabei wurden sie mit Spendenmitteln aus der Schweiz unterstützt. 2002 gründete sie die Organisation „Frauenwürde“.

Lipkhan Bazaeva ist Mitarbeiterin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, Büro Nazran, und sammelt Zeugenaussagen über die Kriegsverbrechen in Tschetschenien. 2000 vermittelte sie, gegen den Willen der russischen Regierung, eine Begegnung der UN-Hochkommissarin Mary Robinson mit tschetschenischen Flüchtlingen.

Lipkhan Bazaeva ist verheiratet, hat vier Kinder und viele Enkel. Oft bereist sie Europa, um auf den Tschetschenienkrieg und seine Folgen aufmerksam zu machen. Zurzeit hält sie sich in Hamburg bei der Stiftung für Verfolgte auf, finanziert vom Diakonischen Werk der EKD.

Zahlreiche Aufrufe, Dossiers und Interviews in Presse, Funk und Fernsehen.