ZEITTAFEL

Seit 700.000 Jahren
Besiedlung des Kaukasus; seit der Jungsteinzeit Ackerbau und Handelsbeziehungen;

Ca. 6.000 v. d. Z.
Letzter Ausbruch des Vulkans Nemrut am Van-See in Ost-Anatolien; möglicherweise geologische Ursache für Steingeburtsmythen im Kaukasus, für die Mythen von der Vertreibung aus dem Paradies, der Sintflut, in Bergen eingesperrter Ungeheuer, Feuer speiender Drachen und den Vorstellungen von der Hölle;

3100 - 2200 v. d. Z.
Frühe Bronzezeit, Kura-Araxes-Kultur: Herstellung von Schmuck, Waffen und Gerätschaften aus Gold und Bronze; Keramik mit schwarz polierter Oberfläche und Ziermotiven; Nachweis fester Siedlungen aus runden Stampflehmbauten; Grabfund in Isti-Su (Nordostkaukasus) mit Keramik- und Steingefäßen und Knochen gejagter Tiere; Koban-Kultur im Nordwestkaukasus mit Waffen und Schmuck aus Bronze und Gerätschaften aus Stein;

2. Jahrtausend v. d. Z.
Trialeti Kultur: benannt nach dem Ort Trialeti in Georgien, wo in ca. 200 Hügelgräbern Keramik, Gold- und Bronzearbeiten gefunden wurden; Maikop-Kultur im Nordwestkaukasus mit ähnlichen Grabfunden;

1.400 v. d. Z.
In Armenien erstmalige Herstellung von Eisen;

1. Jahrtausend v. d. Z.
Dolmenkultur im Nordwestkaukasus (Abchasien, Adygeja); nach alten Legenden sollen die Dolmen von naiven Riesen im Auftrag listiger Zwerge erbaut worden sein; Nachweis von Ackerbau und Viehzucht, Jagd und Fischfang und Handelsbeziehungen mit anderen Kulturen im Kaukasus;

9. Jh. v. d. Z.
Entstehung des Großreiches Urartus, welches sich bis zum Südkaukasus ausdehnt; Entwicklung von Handelszentren an der Seidenstraße entlang der Kura und des Rioni bis zum Schwarzen Meer;

730 v. d. Z.
Einfall indogermanischer Kimmerer im Westkaukasus, die bis nach Kleinasien vordringen;
Einfall indogermanischer Skythen/Sarmaten im Ostkaukasus, die das Königreich Urartus zerschlagen; einige Stämme lassen sich im Nordkaukasus nieder – möglicher Weise Vorfahren der Alanen/Osseten;

6. Jh. v. d. Z.
Entstehung der Königreiche Kolchis (Westgeorgien) und Iberia (Ostgeorgien); Einwanderung jüdischer Stämme; die Griechen gründen Kolonien am schwarzen Meer; im Nordostkaukasus gibt es den tschetschenischen Sippenverband Dzurdzuketien;

3. Jh. v. d. Z.
Reich des Königs Parnavas in Georgien;

190 – 55 v. d. Z.
Großarmenisches Reich unter Artasches I.; unter Tigran II. ist Iberien (Ostgeorgien) ein armenischer Vasallenstaat;

63 v. d. Z.
Pompeius Magnus erobert den Westkaukasus, der römische Provinz wird; nach dem Frieden zwischen Pompeius und Tigran II. fällt ein Teil des armenischen Reiches an die Römer;

2. / 3. Jh. u. Z.
Der georgische Staat Kartli dehnt seine Grenzen bis zum Schwarzen Meer aus; die Lasen bleiben bei Rom;

3. Jh.
Beginn der Herrschaft der Sassaniden, die Rom aus dem Kaukasus zurück drängen;

301 / 337
Annahme des Christentums in Armenien und in Georgien; Armenien und Ostgeorgien stehen unter dem Einfluss der syrischen Kirche, Westgeorgien unter dem Einfluss von Byzanz; auf dem Gebiet des heutigen Aserbeidshans gibt es das christliche Albanien;

313
Kaiser Konstantin erlässt das Mailänder Edikt, welches erstmalig Regionsfreiheit zugesteht. In Armenien wird daraufhin das Christentum zur Staatsreligion erklärt, alle heidnischen Kulte werden verboten;

5. Jh.
Entstehung der armenischen und georgischen Schrift; König Wachtang I. gründet Tbilissi;

440 – 485
Gewaltsame Einführung des Feuerkultes unter dem persischen Herrscher Yazdagird, viele Christen erleiden den Märtyrertod;

7. – 9. Jh.
Der Südkaukasus ist unter der Herrschaft arabischer Stämme, erst der Omayyaden, dann der Abbasiden, deren Willkür mehrere Aufstände auslöst; auf dem Gebiet Georgiens entstehen vier Kleinstaaten: Kachetien, Abchasien, Tao-Klardschetien und hundert Jahre später Kartli;

9. Jh.
Gründung des Staates Alanien im Nordkaukasus, der bis zu den Mongolenstürmen besteht;

1008
Bagra III. eint Georgien und leitet einen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung ein; die ost- und westgeorgischen Kirchen werden im Katholikat von Mzcheta zusammengeführt.

11. Jh.
Byzantinische Truppen erobern die letzten Gebiete Armeniens; sie werden verdrängt von den Seldschuken, deren Raubzüge zu einer Massenflucht führen. Armenische Flüchtlinge gründen in Kilikien ein „Kleinarmenisches Reich“, welches bis zum 14. Jh. besteht;

1089 – 1225
Das Goldene Zeitalter Georgiens unter David dem Erbauer und der Königin Tamar; das georgische Großreich reicht vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meer; Bau zahlreicher Straßen und Brücken, Kirchen, Klöster und Kathedralen;

1222
Einfall des Schahs von Chorezmien in Georgien, Teilung Georgiens;

1222 - 40
Einfälle der Mongolen (Tschingis-Khan) im Kaukasus; erbitterter Widerstand der Nordkaukasier, die sich in die Schluchten des Gebirges zurückziehen; Alanien und Dzurdzuketien hören auf zu existieren;

1385 – 1387
Die Truppen Timur Lenks verwüsten Armenien, Georgien und große Teile des Nordkaukasus;

15. Jh.
Aufstieg der Osmanen zur Großmacht; Ende des byzantinischen Reiches mit dem Fall von Konstantinopel (1453) und Trapezunt (1461); Georgien wird wirtschaftlich und kulturell von Europa isoliert; das Land zerfällt in mehrere Königreiche und Fürstentümer;

16. -18. Jh.
Kampf zwischen dem Osmanischen Reich und Persien um die Herrschaftsansprüche im Kaukasus; Schah Abbas zerstört zu Beginn des 17. Jh. zahlreiche Ortschaften und Burgen, ganze Gebiete werden entvölkert, Tausende Georgier und Armenier in den Iran verschleppt. Westgeorgien ist von persischen, Ostgeorgien von türkischen Truppen besetzt.

1567
Errichtung der Festung Terki unter Iwan dem Schrecklichen; Russland ist nach der Eroberung von Kasan und Astrachan (1552 – 1556) das dritte Reich, welches seine Eroberungszüge in den Kaukasus entsendet; auf der linken Seite des Terek entstehen die ersten Siedlungen russischer Kolonisten;

1703 – 1724
Wachtang VI. ist König von Kartli. Er lässt alte georgische Schriften sammeln, gründet die erste Druckerei in Georgien und bemüht sich um die nationale geistige Kultur Georgiens. Doch es gelingt ihm nicht, die islamische Herrschaft abzuschütteln; er bittet Russland um Unterstützung und lässt sich von Peter I. zur Beteiligung an einem Feldzug gegen die Lesgier überreden. Doch die russischen Truppen wurden zurück beordert, das georgische Heer bei Gandscha vernichtend geschlagen und Ostgeorgien durch einen Rachefeldzug von Lesgiern und Türken ausgeplündert. König Wachtang flieht nach Moskau;

1744 – 1798
Teimuras II. und sein Sohn Erekle II. regieren in Kachetien, ab 1762 in Kartli. Es gelingt ihnen, Wirtschaft und Kultur zu beleben. 1770 besiegt Erekle II. mit nur geringer russischer Unterstützung die Türken. Friedrich der Große soll über ihn gesagt haben: „Im Westen bin ich, im Osten Heraklios!“

1779
Beginn des Russisch-Kaukasischen Krieges mit dem Einmarsch in die Große Kabardei, die dem Chanat der Krimtataren unterstand. Bis 1818 Dezimierung der kabardinischen Bevölkerung von 350.000 auf 35.000; unter Scheich Mansur formiert sich der Widerstand der kaukasischen Bergvölker gegen die russische Eroberung; 1822 Anschluss der Kabardai an Russland, ohne dass der Widerstand der Kabardiner gebrochen wird;

1783
Georgien schließt in Georgiewsk ein Protektoratsabkommen mit Russland; doch die zugesagte Unterstützung unterbleibt, 1795 wird Ostgeorgien von Aga Khan Mohammed ausgeraubt, Tbilissi abgebrannt, die Hälfte der Bevölkerung ausgerottet und verschleppt;

1784
Gründung der russischen Festung Wladikavkas (Beherrsche den Kaukasus!), Befestigung der Kaukasischen Linie von Mosdok bis Asov;

1801
Annexion Kartlis und Kachetiens durch Russland, (1810 Imeretiens, 1830 Guriens und 1867 Megreliens) und Errichtung eines südkaukasischen Gouvernements; 1811 Aufhebung der Autokephalie der georgischen Kirche, Ermordung vieler Priester und Übermalung georgischer Fresken;

1816 – 1827
General Jermolov ist Oberkommandierender im Kaukasus mir grausamen Feldzügen gegen die sich heftig wehrenden nordkaukasischen Völker;

1819
Das Massaker von Dadi-Yurt in Tschetschenien wird zum Symbol der grausamen Epoche Jermolovs; Widerstand der Bergvölker, u. a. unter den dagestanischen Religionsführer Ghasi Mullah;

1834 – 1859
Vereinigung aller kaukasischen Völker unter Imam Schamil, der ein Tschetschenien und Dagestan umfassenden straff organisierten Staat errichtet und den russischen Armeen vernichtende Niederlagen bereitet. Doch der Kampf ist aussichtslos, Imam Schamil begibt sich in Gefangenschaft und wird mit seiner Großfamilie nach Kaluga verbannt; russischer Sieg über Muhamed-Emin, das Oberhaupt der Adygen;

21. Mai 1864
Fall Kbaadas, der letzten Bastion der Bergbewohner, offizielles Ende des kaukasischen Krieges; Vertreibung von einer Million Nordkaukasier, vor allem Tscherkessen, in das Osmanische Reich; Tausende von ihnen kommen um, ertrinken im Schwarzen Meer und werden nach ihrer Ankunft mehrfach umgesiedelt;

1905
Auf die Revolution in Russland folgen starke Repressionen der russischen Polizei und Geheimpolizei; sie richten sich im Besonderen gegen die kaukasischen Völker, in denen die Aufstände gegen die Kolonialmacht nicht abreißen; in Grozny werden bei einem Streik mit Schüssen in die Menge 17 Personen getötet; der tschetschenische Abreke Selimkhan übt bis 1913 dafür Rache an den russischen Schergen;

1917
Nach der Oktoberrevolution werden die kaukasischen Völker in den Strudel des Bürgerkriegs gerissen; Lenin verspricht ihnen Freiheit und nationale Unabhängigkeit;

1918
Gründung der Nordkaukasischen Demokratischen Republik (aus Dagestan, Tschetscheno-Inguschetien, Ossetien, der Kabardai, Karatschai-Balkaria, Adygeja und Abchasien; Gründung der demokratischen Republiken Georgien, Armenien und Aserbeidshan;

1919
Angriff General Denikins, der von der Entente unterstützt wird; die Nordkaukasische Republik löst sich auf, anstelle der demokratischen Republik wird ein Nordkaukasisches Emirat / Imamat gegründet unter der Führung von Scheich Usun-Hadshi; es wird zunächst von den Bolschewiki anerkannt und unterstützt; nach dem Sieg über Denikin bringt die Rote Armee den Nordkaukasus unter ihre Kontrolle, das Emirat wird aufgelöst;

1920
Ausrufung der Dagestanischen Sowjetrepublik; Gründung der Autonomen Sowjetischen Republik der Bergvölker (für Kabardiner, Tschetschenen, Inguschen, Tscherkessen, Osseten, Balkaren und Karatschaier);

1921
Rückeroberung der drei demokratischen südkaukasischen Republiken durch die Rote Armee; viele Politiker, u. a. georgische Nationaldemokraten, fliehen vor der politischen Verfolgung nach Frankreich und Deutschland; Gründung der Sowjetrepubliken Georgien, Armenien, Aserbeidshan; nach und nach Auflösung der Republik der Bergvölker; Gründung der Autonomen Gebiete Kabardinien, Karatschai, Tschetschenien, Balkarien, Nordossetien, Inguschetien, aus denen später willkürlich die Sowjetrepubliken gebildet werden, die in dieser Form heute Subjekte der Russischen Föderation sind;

1924 – 1953
Unter dem Diktator Stalin werden im so genannten Kampf gegen die Kulaken, bei der Zwangskollektivierung und im Kampf gegen so genannte Volksfeinde mindestens 10% der kaukasischen Bevölkerung ermordet. Tausende Bergbauern werden gezwungen, sich in den Ebenen anzusiedeln. Der gesamte Adel und große Teile der Intelligenz werden liquidiert.

1943 / 1944
Deportation der Karatschaier, Inguschen, Tschetschenen, Balkaren und der georgischen Muslime (Meschi) nach Mittelasien und Sibirien, Auflösung ihrer Gebiete und Umbenennung vieler Ortschaften, um die Erinnerung an diese Völker auszulöschen; mehr als die Hälfte der Deportierten kommt um; in dem tschetschenischen Bergdorf Chaibach werden die 700 Einwohner in eine Scheune getrieben und lebendig verbrannt;

1953 / 1956
Tod Stalins und Geheimrede Chrustschows; die Deportieren kehren nach und nach in ihre Heimat zurück; in Koffern tragen sie die Gebeine der in der Fremde Verstorbenen, die zum Straßenbau verwendeten heiligen Grabsteine richteten sie wieder auf;

1986
Mit den Lockerungen der Perestroika entstehen nationale Parteien und Bewegungen; Christentum und Islam erleben eine starke Erneuerung, besonders in Dagestan, wo Hunderte Moscheen und Koranschulen gebaut werden;

9. April 1989
Auflösung eines Meetings in Tbilissi durch russische Omontruppen, die mit geschliffenen Spaten bewaffnet sind; Einsatz eines chemischen Kampfstoffes, dem Hunderte Demonstranten zum Opfer fallen;

Sommer 1989
Verhängung des Ausnahmezustands in Abchasien; Gründung der „Versammlung der Bergvölker“ aks ständiges gremium;

1990 / 1991
Beschluss der Unabhängigkeit Tschetscheniens auf zwei Tschetschenischen Nationalkongressen, Wahl Dshochar Dudaevs zum Präsidenten, Erklärung der Unabhängigkeit; 1992 Inkrafttreten der tschetschenischen Verfassung; die Tschetschenische Republik Itschkeria tritt der Russischen Föderation nicht bei und unterschreibt den Föderationsvertrag nicht;

1991
Unabhängigkeit Georgiens; erster Präsident wird Swiad Gamsachurdia;
Sezessionskriege mit Abchasien und Südossetien;
1992 Winterkrieg und Flucht Gamsachurdias; Ankunft Eduard Schewardnadses. Unabhängigkeit Armeniens und Aserbeidshans;

1991
Gründung der Konföderation kaukasischer Bergvölker, die16 nordkaukasische Völker repräsentieren und Freiwillige nach Abchasien entsenden, u. a. Schamil Bassaev;

1994 – 1996
Erster Tschetschenienkrieg; Ermordung Dudaevs; Interimspräsident Selimkhan Janderbiev; Vertrag von Chassav-Yurt;

1997
Wahl Aslan Maschadows zum Präsidenten unter der Ägide der OSZE; Friedenvertrag zwischen der Russischen Föderation und der Tschetschenischen Republik Itschkeria;

1999
Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges; Massive Bomben- und Raketenangriffe auf zivile Ziele; Völlige Zerstörung der Hauptstadt Grozny und unzähliger weiterer Ortschaften; Raketenangriffe gegen Flüchtlinge und Errichtung eines grausamen Besatzerregimes;

2002
Geiseldrama im Moskauer Musical-Theater „Nord-Ost“;

2003
Rosenrevolution in Georgien, Micheil Saakaschwili wird neuer Präsident;

2004
Ermordung des tschetschenischen Dichters und Expräsidenten Selimkhan Janmdarbiev durch eine Autobombe in Katar; ein Jahr später Verurteilung zweier Agenten des russischen Geheimdienstes FSB, die dabei gefasst wurden;

2004
Geiseldrama in eine Schule in Beslan, Ossetien; es sterben mindestens 335 Menschen, vor allem Kinder;

2005
Ermordung des tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow und Schändung seines Leichnams, der bis heute den Verwandten nicht zur Beerdigung frei gegeben wird;