Tschetschenien

Die Tschetschenen sind eines der ältesten Völker des Kaukasus, die seit Jahrtausenden im Nordosten des Kaukasusgebirges siedeln. Ihr Sippenverband „Dzurdzuketien“ bildete sich im ersten Jahrtausend vor der Zeitrechnung heraus und bestand bis zum frühen Mittelalter. Die Tschetschenen hatten nie feudale Strukturen, kannten weder Fürsten, noch Könige, weder Steuer, noch Gewalt. Sie waren freie Bauern auf eigenem Grund, für die die Freiheit Bestandteil ihrer menschlichen Würde ist. Die Verteidigung der Freiheit, der Familie, ihres Landes Nochtschitschö ist bis heute eine moralische Verpflichtung für jeden wehrfähigen Mann.

Fläche: 15.700 km2

Einwohnerzahl: ca. 1.000.000 (1989)

Hauptstadt: Grozny

Grozny war mit 300.000 Einwohnern die größte Stadt und das kulturelle Zentrum im Nordkaukasus. Grosny besaß drei Theater, ein Nationalmuseum, die berühmte Tschechow-Bibliothek, eine Universität, das größte Erdölinstitut der Welt, Alleen, Parks, Moscheen und Kirchen. Die Stadt ist durch die Kriegsereignisse völlig zerstört.

Wirtschaft: Tschetschenien ist ein Agrarland und baute vor allem Weizen, Mais, Tabak und Gemüse an. Rinder- und Schafzucht wurde im ganzen Land betrieben. Im Rahmen der damaligen Sowjetunion war die Förderung und Verarbeitung von Erdöl nicht unbedeutend, besonders die Herstellung von Flugbenzin, Paraffinen, Farben und Lacken. Umweltschädliche Betriebe, wie eine Biochemische Fabrik in Gudermes zur Herstellung von Hormonpräparaten für Tierfutter und eine Akkumulatorenfabrik in Grosny wurden 1991 geschlossen. Tschetschenien besaß eine Reihe von Möbelfabriken und als Besonderheit die vier Etagen tief in die Erde gebaute Schwermaschinenfabrik „Roter Hammer“, in der Panzer und Armeefahrzeuge hergestellt wurden. Die ersten Erdölfelder in Tschetschenien wurden bereits 1833 entdeckt. Seit 1906 wird Öl gefördert und betrug 1917 17% der gesamten russischen Erdölproduktion. Die heutigen Erdölvorräte betragen ca. noch 30 Mio. Tonnen. Nach dem Ersten Tschetschenienkrieg wurden die Bohrlöcher von einzelnen Feldkommandeuren ausgebeutet und das Öl schwarz in die Nachbarrepubliken verkauft. Während des jetzigen Krieges läuft das Geschäft mit und für die russischen Besatzer. Als Kriegsgrund hat das tschetschenische Öl höchstens eine untergeordnete Rolle gespielt. Als die Pipeline von Baku nach Russland in Tschetschenien nicht mehr sicher war, wurde relativ schnell eine Umgehung gebaut.
Durch die Kriege haben sämtliche Betriebe Tschetscheniens aufgehört zu existieren, sind die landwirtschaftlichen Nutzflächen vermint, 80% der Infrastruktur, Wohnraum, Krankenhäuser, Schulen, Kanalisation und Wasserversorgung zerstört.